Das 49. Weihnachtskonzert der Essener Polizei stand offensichtlich unter einem ganz besonders guten Stern. Zwar erfreuen sich die 4 Aufführungen in jedem Jahr sehr hoher Wertschätzung beim Publikum, im Jahre 2003 jedoch war das Lob besonders eindrucksvoll. Es wird den verantwortlichen Programmplanern schwer fallen, ihr Versprechen dem Publikum gegenüber einzulösen, welches lautet: Das 50. Weihnachtskonzert 2004 – Jubiläumskonzert also – am jahrzehntelang gewohnten Ort, dem neu erstandenen Saalbau wieder beheimatet, soll zu einem  musikalischen Höhepunkt werden.

Ein Grund für den Erfolg im Jahre 2003 ist zunächst der Abwechslungsreichtum in der Abfolge der dargebotenen Werke. Von einem Programmpunkt zum anderen ändert sich die Zusammensetzung der Darbietenden: Solisten, Orchester, Orgel und Chöre erscheinen in immer neuen Kombinationen, Kurzweil ist das Resultat. Für viele Besucher war das zweistündige Konzert – noch zudem ohne Pause – viel zu schnell zu Ende. Aber das ist in vorangegangenen Weihnachtskonzerten ähnlich gewesen.

Woran sonst lag´s  dann noch? Vorstand und Chorleiter hatten bei der Programmauswahl diesmal besonders das Herz ihrer Klientel berührt. Es ist nun einmal so: Viele Besucher werden besonders durch unkompliziertere Musikwerke emotional angesprochen, als Beispiel sei nur das „Jerusalem“ genannt, und Musikstücke dieser Genre waren mehr als gewöhnlich im Programmablauf vertreten.

Darüber hinaus kann der Polizeichor Essen mit einem musikalischen Leiter aufwarten, der, seit knapp einem Jahr im Amt, den Chor in seiner musikalischen Ausdrucksfähigkeit hat reifen lassen. Manche Proben, wiewohl vom Dirigenten kurzweilig und interessant gestaltet, waren durch harte Arbeit geprägt. Stephan Peller versteht sein Metier.

Und nicht zuletzt erwiesen sich die Solisten als Garanten des Erfolges:

Matthias Geuting spielte die Orgel ansprechend und souverän.
Der Essener Damenchor unter der bewährten Leitung von Ehrenchorleiter Heinz Hasenbein ergänzte sich mit dem Polizeichor bei den gemeinsam vorgetragenen Werken wie üblich harmonisch und bereicherte das Programm mit ansprechenden Beiträgen. 

Zudem ist eine Kirche, zumal die Erlöserkirche, ein würdiger und anheimelnder Ort für die Darbietung sakraler Musik, wenn auch manche Besucher sich über schlechte Sichtmöglichkeiten beklagten. Solches Ambiente wird der neue Saalbau, als reiner Konzertsaal konzipiert, wahrscheinlich nicht bieten können.

Eingeleitet wurde das Konzert durch die traditionelle Kurzansprache des Polizeipräsidenten. Seine besinnlichen und nachdenkenswerten Worte trafen das Herz vieler Zuhörer. Herbert Schenkelberg sagte nach der Begrüßung der Ehrengäste:

Weihnachten ist nach unserem traditionellen Verständnis das Fest der Familie. In der Ruhe und Beschaulichkeit der Weihnachtszeit suchen wir die Nähe zu den anderen Mitgliedern der Familie, wir pflegen die vertrauten Rituale, wir tauschen Geschenke aus.

Wir genießen die Verbundenheit miteinander und machen uns den Wert der Familie bewusst, die uns im wahrsten Sinne des Wortes ein Zuhause gibt, weil wir hier die Geborgenheit, Anerkennung und Lebensglück finden. Umfragen belegen, dass ein glückliches Familienleben für die meisten von uns das Wichtigste im Leben ist und auch für die Mehrzahl der Jugendlichen ist die Gründung einer Familie nach wie vor ein Ziel, das sich anzustreben lohnt.

Das ist die eine Seite.

Auf der anderen Seite muss aber vor allem die Polizei in ihrer täglichen Arbeit feststellen, dass viele Jugendliche, die als gewalttätig, rücksichtslos oder selbstbezogen auffallen, aus zerrütteten Familien stammen.

Und es hat den Anschein, als würde die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die nicht in einer intakten Beziehung aufwachsen, zunehmen.

Es besteht ein offenkundiger Zusammenhang zwischen einem funktionierenden Familienleben und der Entwicklung unserer Kinder zu friedfertigen und einfühlsamen Mitgliedern unserer Gesellschaft.

Denn was Kinder in der Familie lernen oder was sie nicht lernen, das prägt sie ein Leben lang. Liebe und Wertschätzung, Respekt und Verlässlichkeit sind Werte, die vor allem durch elterliche Zuwendung erlebt werden.

Und wo kann ein Kind lernen zu teilen, Rücksicht auf andere zu nehmen, sich an Menschen zu binden, sich in andere Menschen hineinzudenken, mit anderen zu fühlen und gemeinsam Glück und Trauer zu erleben, wenn nicht in der Familie?

Es ist die Familie, die den Kindern den für Ihre Orientierung notwendigen Schutzraum bietet und zugleich wertvolle Orientierung für das Leben gibt.

Liebe Konzertbesucher!

Mit dem diesjährigen Weihnachtskonzert möchte Ihre Polizei Sie auf das bevorstehende Weihnachtsfest einstimmen. Das Konzert ermöglicht Begegnung und Kommunikation und es fördert das Gefühl von Vertrautheit und Zusammengehörigkeit.

Die festliche Musik und der sichere Raum lassen uns spüren, dass wir alle ein Bedürfnis nach Nähe und Verbundenheit haben. Wir sollten dies vor dem Hintergrund der Weihnachtsbotschaft sehen, die von der Nähe Gottes zu jedem von uns kündet und auch davon, dass wir nicht als einzelne leben, sondern auf andere angewiesen sind.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen, dass das anstehende Weihnachtsfest tatsächlich zu einem Fest der Familien wird.

(Weitere erwähnenswerte Ausführungen des Polizeipräsidenten finden sich am Ende dieses Artikels.)