Die Essener Presse befasste sich am 8. Dezember 2004 mit dem bevorstehenden Ereignis:

50 Jahre Weihnachtskonzerte der Essener Polizei

 

NRZ:

Singen nach dem Dienst

Der Polizeichor Essen bestreitet in diesem Jahr sein 50. Weihnachtskonzert. Zum ersten Mal gastiert die „Singende Hundertschaft“ dabei in der neuen Philharmonie.

Der Auftritt des Polizeichores sorgte im vergangenen Jahr in der Erlöserkirche für ein volles Haus. Auch in diesem Jahr, wenn der Chor erstmals in der neuen Philharmonie gastiert, werden sich die Sitzreihen bis auf den letzten Platz füllen.

Mächtige Schnäuzer und Vatermörderkragen waren obligatorische Accessoires, als sich die Gründungsväter in der Gastsstätte „Zum fröhlichen Meineid“ trafen. Dem Zeitgeist entsprechend, tauften sie den dort gegründeten Polizeichor „In Treue fest“. Das war 1922. Von da an trafen sich die Sänger jeden Mittwoch, um gemeinsam zu proben. Das ist auch heute noch so. Mittwoch ist und bleibt Chortag. Ein fest gefügter Punkt im Strudel der Zeiten. Seit seiner Neugründung im Jahr 1952 hat der Polizeichor vier Polizeipräsidenten und vier Chorleiter „überlebt“. Auch die Struktur des Chores hat sich in den Jahrzehnten geändert. Denn zurzeit sind knapp die Hälfte der 108 Sänger, die im Schnitt 58 Lenze zählen, Polizeibeamte oder Ehemalige. Die Mehrheit der Sänger kommt mittlerweile aus der Essener Bürgerschaft.

Polizeieinsatz während der Proben
Alfred Brede, 31 Jahre Vorsitzender des Chores, erinnert sich an die Zeit, als „der Polizeipräsident von seinem rustikalen Eichentisch aus den jungen Beamten fragen konnte: Was machen Sie mittwochs?“ Eine Frage, auf die es keine schlüssige Ausrede gab. Heute sitzt der Präsident hinter einem Glastisch und die Zeiten, als Beamte für die Proben bei der „Singenden Hundertschaft“ vier Stunden freibekamen, sind vorbei. Heute ist das Singen reines Freizeitvergnügen. Da könne es schon vorkommen, dass das Handy während der Proben klingelt und der eine oder andere Beamte „zum Einsatz gerufen wird“, so der derzeitige Chor-Vorsitzende, Hans-Willi Scholten.

Doch „niemand denkt, den Chor aufzulösen“, so Polizeipräsident Herbert Schenkelberg. Im Gegenteil, der Chor hat sich durch seine Konzertreisen nach China, Finnland, nach Rom, Petersburg und anderswohin Beachtung erspielt. Und auch in Essen zählen die Weihnachtskonzerte des Polizeichores zum festen Bestandteil des Kulturlebens. In diesem Jahr lädt der Chor zu seinem 50. Weihnachtskonzert. Insgesamt drei Auftritte geben die Sänger unter der Leitung von Stephan Peller am 18. und 19. Dezember mit Gästen in der neuen Philharmonie. Auf dem Programm stehen klassische sowie weihnachtliche Werke.

Vergriffen sind die 6.000 Karten schon seit Juni. Ein Wermutstropfen bleibt: In der Philharmonie müssen die Gäste diesmal auf die weihnachtliche Dekoration verzichten.

 

WAZ:

Tausende Fans wollen die

singende Hundertschaft hören

Der Polizeichor lädt zu seinem 50. Weihnachtskonzert in die Philharmonie


Von Michael Kohlstadt


Die  „Singende Hundertschaft“  feiert  Jubiläum.  Zum  50. Mal  lädt  der  Polizeichor  am  18.  und 19. Dezember zu seinem  Weihnachtskonzert ein.  Und auch das hat Tradition:  Wegen zu großen Erfolgs können nicht alle Kartenwünsche in der Philharmonie erfüllt werden.

Dreimal hintereinander stemmt der vom Essener Damenchor, dem Vokalensemble „Choroyal“ und den Bergischen Symphonikern unterstützte Polizeichor das anspruchsvolle Programm, am Samstag um 20 Uhr, am Sonntag um 15.30 und 20 Uhr.

Und doch reicht die Platzkapazität nicht aus. Die knapp 6000 Karten waren im Nu vergriffen. 1.000 weitere Wünsche stehen auf der Warteliste. Gut und gerne hätte man ein viertes Konzert anbieten können. Doch die Philharmonie hatte keinen Termin mehr frei. Für Polizeipräsident Herbert Schenkelberg ist der Chor ein ungewöhnlich wirksamer Werbeträger der Polizei. Unter den 84 Polizeichören in Deutschland erfreue sich der Essener einer besonders hohen Wertschätzung.

Trotz Sparmaßnahmen im öffentlichen Dienst - um die Zukunft des Chores muss man sich keine Sorgen machen. Denn im Gegensatz zum bereits aufgelösten Polizeimusikkorps hat der organisatorisch dem Polizeisportverein angegliederte Chor einen entscheidenden Vorteil: Er kostet nichts. Die wöchentlichen Proben, die Konzerte - für all das opfern die Beamten ihre Freizeit. Die Aktiven machen immerhin rund 45 Prozent der Chormitglieder aus. Die anderen sind Pensionäre, von denen drei noch bei der Wiederbelebung des Chores 1952 dabei waren. Die Gesangskultur der Polizei reicht nämlich bis 1922 zurück. Damals stimmte man unter dem Namen „In Treue fest“ sein Liedchen an und probte in einer Gaststätte, die im Volksmund „Zum fröhlichen Meineid“ hieß.

Ein Problem hat der Chor allerdings schon: Wie viele Männerchöre leidet auch er unter Nachwuchsmangel. Junge Beamte zeigen wenig Interesse. Das Durchschnittsalter beträgt 58 Jahre. Woran es liegt? „Ein Zug der Zeit“, meint Chorleiter Stephan Peller. „Die Fluktuation zwischen den Polizeibehörden ist größer geworden“, meint der 1. Vorsitzende Hans-Willi Scholten. Und Scholtens Vorgänger Alfred Brede erinnert daran, dass man beim Einstellungsgespräch dereinst vor den schweren Eichenschreibtisch des Polizeipräsidenten zu treten hatte und zur Chorprobe „praktisch dienstverpflichtet“ wurde. Nun: Die Zeiten haben sich geändert, heute ist der Schreibtisch des Polizeipräsidenten aus Glas.

Zeigen Chor-Geist: Alfred Brede, Herbert Schenkelberg, Herbert Breidenbroich , Hans-Willi Scholten, Ulrich Geißler und Stephan Peller.

  WAZ-Bild: Umbach/far
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