Als am 7. Juni 2004 die neue Philharmonie im alten Essener Saalbau eingeweiht wurde und die regionale wie überregionale Presse über diesen gelungenen Umbau ausführlich berichtete, kam sicherlich bei manchen Lesern die Vorstellung und Erinnerung hoch an eine Region, die von Kohle und Stahl geprägt wurde und deren Hochöfen, Stahlwerke und Zechen die Städte mit Kohlenstaub und Schmutz bedeckte, ein Mythos des Industriezeitalters. Aus ehemaligen Zechenanlagen sind inzwischen teilweise Denkmäler geworden, die, wie hier in Essen die „Zeche Zollverein“, heute zum Weltkulturerbe gezählt werden dürfen.

In Anlehnung an die Bemühungen der Stadt Essen, im Jahre 2010 Kulturhauptstadt Europas zu werden, bezeichnete der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen bei der Eröffnung der Philharmonie das Ruhrgebiet auch als „Kulturgebiet.“ Die nächsten Konzertsäle sind nur wenige Autominuten von Essen entfernt. Essen verfügt über eine Geschichte, die bis auf das Jahr 852 zurückgeht, und ist älter als alle anderen Städte dieser Region und auch älter als zum Beispiel Hamburg, Berlin oder München. Sie ist reich an Kunstschätzen. In der heutigen Domkirche, die damals Ausgangspunkt und Keimzelle der Stadt war, ist die älteste vollplastische Madonnenfigur der Welt zu besichtigen, die um das Jahr 980 entstand.

Durch das Mäzenatentum der Krupp-Stiftung, die den Umbau der Philharmonie mit 13 Millionen Euro finanziell unterstützte, konnte dieses Bauvorhaben erst verwirklicht werden. 74 Millionen Euro wurden verbaut und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die neue Philharmonie zählt zu den schönsten Konzertsälen Deutschlands.

 

Per Volksentscheid verhinderten vor einigen Jahren die Bürger der Stadt den Abriss des Saalbaus, eine Kombination aus Konzertsaal und Mehrzweckhalle, dessen Grundstein vor etwas mehr als hundert Jahren gelegt wurde. Die Menschen hängen an dem, was sie mit der Vergangenheit verbindet. Der historische Geist ist durch die Kernsanierung und den inneren Neubau in Gestalt der neuen Essener Philharmonie zurückgekehrt. Fast 2.000 Personen finden hier im ansteigenden Parkett, drei seitlichen Galerien und auf dem Balkon Platz. Helles Holz, Glas und Stahlträger, wohin man blickt.

In diesem Jahr konnte nach zweijähriger Unterbrechung das 50. Weihnachtskonzert der Essener Polizei erstmals in der Philharmonie aufgeführt werden. Der Polizeipräsident begrüßte die Zuhörer und sagte: „Wir sind an den Ort zurückgekehrt, wo einmal alles begonnen hat“, und fuhr fort: „Ich wünsche mir, dass die Philharmonie uns ebenso zur Heimat wird, wie es der alte Saalbau zuvor war. Hier hat vor einem halben Jahrhundert das erste Weihnachtskonzert der Essener Polizei stattgefunden, und es ist über die Jahrzehnte in gegenseitiger Verbundenheit und Sympathie zwischen Ihnen, liebes Publikum, und den Sängern des Polizeichors eine Tradition entstanden, über die ich mich als Polizeipräsident und Schirmherr des Chors herzlich freue. Und ich danke all denen, die diese Tradition begründet, gepflegt und entfaltet haben.“

Drei Sänger, Ewald Maihofer, Willi Oertgen und Willi Wewers wirkten vor 50 Jahren beim ersten Konzert mit und waren auch in diesem Jahr beim Jubiläumskonzert dabei, gemäß dem Motto des Chores „In Treue fest“.

Seit Monaten waren alle fast 6.000 Karten für die drei Konzerte vergriffen. Ein zweieinhalbstündiges, anspruchsvolles Programm hatte der Polizeichor unter der Leitung von Stephan Peller zusammengestellt und er wurde, wie in den Jahren zuvor, von den Bergischen Symphonikern klangvoll begleitet. Bei den gemischten Sätzen wurde der Chor vom Essener Damenchor unterstützt, wie zum Beispiel bei Händels „Dank sei dir, Herr“ und dem „Halleluja“, Mozarts „Laudate Dominum“ und dem „Sanctus und Benedictus“ aus der „Cäcilienmesse“ von Gounod.

 

Als Solisten wurden für dieses Jubiläums-konzert bewährte Kräfte verpflichtet, die auch schon in den vergangenen Jahren bei Konzerten mitgewirkt hatten. Susanne Hilker erfreute die Zuhörer mit ihrem Gitarrenspiel im „Konzert Nr.1 A-Dur“ von Carulli ebenso wie der Bassist Martin Blasius bei seinen verschiedenen Einsätzen.

Die Neue Ruhrzeitung schrieb in ihrer Montagsausgabe über das Konzert: „War Mozarts „Laudate Dominum“ der rund 150 Sänger und Sängerinnen schon zu Herzen gehend, rührte Humperdincks „Abendsegen“ zu Tränen.
Die beiden Solistinnen Inga-Britt Andersson und Sybille Specht sangen wie zwei Engel“.

Auch die fünf ehemaligen Domsingknaben vom  „Choroyal“  erfreuten   mit    ihren  drei a-capella vorgetragenen Liedern das Publikum.

Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung schrieb u.a.: „Der Polizeichor überraschte auch nach 50 Jahren noch mit Steigerungen, die sich vor allem in den Nuancen zwischen Piano und Forte darboten. Stephan Peller, seit dem vorigen Jahr Chorleiter, hatte das Gesamtdirigat so in der Hand, als ob jedes Musikstück seine Lieblingskomposition sei“.

Unter großem Applaus des Publikums dankte der Polizeipräsident allen Mitwirkenden und Stephan Peller, der die Gesamtleitung hatte, für diese drei wunderschönen Weihnachtskonzerte. Er wünschte dem Chor, dass er mit der positiven und verbindenden Kraft der Musik und dem bewusstem Bekenntnis zur Tradition auch weiterhin Brücken zu den Menschen in unserer Stadt bauen möge.     

Text: Herbert Breidenbroich,  Layout: U.G.

             

 

Artikel aus dem Programmheft:
 

Kosmas und Damian

Gedanken zum Ruhestand

Vorgestellt: Stephan Peller

Von der „guten Stube“ zur Philharmonie

Gesellschaftlich und religiöse Fragen zum Islam



 

Die Essener Presse berichtete:
WAZ 20.12.2004
NRZ 20.12.2004